NATUR & ARTENSCHUTZ
Natur und Artenschutz zählt zu den zentralen Aufgaben eines zoologischen Gartens, besonders in einer Welt, in der so viele Arten selten geworden sind und intakte Lebensräume verschwinden. Dieser Aufgabe versuchen Zoos durch Öffentlichkeitsarbeit, Beteiligung an Forschungs- und Tierschutzprojekten gerecht zu werden. Mit Hilfe von koordinierten Europäischen Erhaltungszuchtprogrammen (EEP) für hoch bedrohte Arten werden genetisch stabile „Reservepopulationen“ in Tiergärten erhalten, die dann für wohl geplante und betreute Wiederansiedlungsprogramme in Nationalparks, Naturschutzgebieten und intakten Lebensräumen bereitgestellt werden können.
Themengebiete
- Koordination des EEP für den Waldrapp (Geronticus eremita)
- Beteiligung am EEP für Luchs (Lynx lynx), Fischotter (Lutra lutra), Europäischer Wisent (Bison bonasus), Bartgeier (Gypaetus barbatus), Mönchsgeier (Aegypius monachus), Schwarzstorch (Ciconia nigra)
- Beteiligung am ESB (European Studbook) für Gänsegeier (Gyps fulvus), Schmutzgeier (Neophron percnopterus), Wiedehopf (Upupa epos), Europäischer Braunbär (Ursus arctos ssp.), Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis)
- Beteiligung und Durchführung an und von Auswilderungsprogrammen für Alpensteinböcke (Capra ibex), Wildkatze (Felis silvestris), Bartgeier (Gypaetus barbatus), Europäischen Sumpfschildkröten (Emys orbicularis), Raufußhühner, Eulen
- Auffangstation für verletzte Wildtiere und Findlinge (Naturschutz, Artenschutz, Tierschutz)
Rettung einer (fast) unbekannten Art: Das Artenschutzprojekt Bayerische Kurzohrmaus
Der Alpenzoo Innsbruck-Tirol und die Staatliche Vogelschutzwarte Garmisch-Partenkirchen im Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) führen gemeinsam ein Artenschutzprojekt zur Rettung der Bayerischen Kurzohrmaus (Microtus bavaricus) durch. Diese grenzübergreifende Initiative widmet sich dem Schutz dieser vom Aussterben bedrohten Wühlmausart.
Die Bayerische Kurzohrmaus wurde erstmals 1962 bei Garmisch-Partenkirchen entdeckt und galt nach jahrzehntelangem Nichtauftreten als verschollen – bis 2023 nach langjähriger Suche durch das LfU Bayern wieder Individuen in Mittenwald nachgewiesen wurden. Bis dahin lag das einzig weitere bekannte Vorkommen in Nordtirol, nahe des Alpenzoo Innsbruck-Tirol. Aufgrund ihres kleinen Verbreitungsgebiets und der sehr kleinen Population ist sie in der Roten Liste Deutschlands als „Ausgestorben oder verschollen“ und in der Roten Liste Österreichs als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft.
Die Arbeit des Alpenzoos zum Schutz der Bayerischen Kurzohrmaus umfasst:
- Regelmäßiges „in-situ“-Monitoring der verbliebenen Populationen in Bayern und Tirol sowie Suche nach weiteren, bisher nicht bekannten Vorkommen in der Region;
- Schutzmaßnahmen und Habitatmanagement, um geeignete Lebensräume zu bewahren und zu optimieren;
- Nachzucht der Bayerischen Kurzohrmaus in Zusammenarbeit mit anderen Zoos zur „ex-situ“-Arterhaltung und Auswilderung bzw. Wiederansiedelung in geeigneten Lebensräumen; sowie
- Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung, um auf die Bedeutung dieser einzigartigen Art in der Alpenregion aufmerksam zu machen.
Das Kurzohrmaus-Projekt wird in Teilen Bayerns und Österreich mit Unterstützung einiger Partnerinstitutionen durchgeführt. Maßnahmen innerhalb der EZWK-Region werden als Teil des Projektes „BA0200319 – Rettung der Bayerischen Kurzohrmaus 2025-2026“ zu 75 % aus EU-Fördermitteln für regionale Entwicklung (EFRE) des INTERREG VI-A Programms Bayern-Österreich 2021-2027 sowie durch weitere Mittel des Alpenzoos gefördert. Arbeiten über die EZWK-Region hinaus werden durch Mittel des Alpenzoos ermöglicht.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Einrichtung eines IUCN-Artenschutzzentrums am Alpenzoo Innsbruck-Tirol. Die IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources, zu deutsch: Internationale Union zur Bewahrung der Natur), eine der größten Nicht-Regierungsorganisationen im Bereich Naturschutz, ist eine wichtige Partnerorganisation. Weitere Partner sind bisher zum Beispiel verschiedene Expertengruppen der IUCN (z.B. für Kleinsäuger, für Katzen, u.a.), das Land Tirol, die Aufwind GmbH für Natur- und Umweltschutz, das Bayerische Landesamt für Umwelt, und verschiedene Forschungseinrichtungen. Das IUCN-Artenschutzzentrum am Alpenzoo soll den langfristigen Erhalt gefährdeter Kleinsäuger und anderer alpiner Tierarten fördern und starke regionale sowie internationale Zusammenarbeit mit vielfältigen Partnerinstitutionen ermöglichen.
Wir freuen uns auf Dich
Erlebe eine faszinierende Welt voller Abenteuer und erstaunlicher Tierbegegnungen. Plane deinen Zoobesuch jetzt und tauche ein in das Herz der Natur!